Die Heilpädagogische Tagesstätte

Unsere Heilpädagogische Tagesstätte (HPT) ist in den schulischen Tagesablauf integriert.

Die Gruppen der Tagesstätte entsprechen weitgehend der Klassenzusammensetzung. Sie werden in denselben Räumen und von den gleichen Mitarbeitern wie während der Schulzeit betreut. Die Gestaltung und Verantwortung für diesen Bereich liegt in den Händen der Erzieherinnen und Erzieher bzw. der Heilpädagogen. So wird der vertraute Rahmen für die Kinder und Jugendlichen bewahrt.

Unsere eigene Küche kocht täglich eine vollwertige Mittagsmahlzeit, welche die Kinder in den Gruppenräumen in ruhiger Atmosphäre einnehmen. Hierbei werden vorzugsweise Lebensmittel aus biologisch-dynamischem oder kontrolliert biologischem Anbau verwendet und zubereitet.

Der Vorschulbereich

Die Schulvorbereitende Einrichtung der Friedel-Eder-Schule (SVE) nimmt Kinder von 3 bis 7 Jahren auf. Unser heilpädagogischer Waldorfkindergarten befindet sich innerhalb der Schule in ansprechenden und anregenden Räumen. Wir haben einen eigenen Garten und eine überdachte Terrasse, so dass die Kinder bei jedem Wetter draußen sein können. Das spürbare und sinnliche Erleben der Jahreszeiten ist uns ein großes Anliegen.
Wir bereiten täglich unser gemeinsames Frühstück, in dem wir unter anderem unser Getreide mahlen und selbst unsere Brötchen backen. Die Kinder sind bei den täglichen Aktivitäten nach ihren Möglichkeiten mit eingebunden. Neben dem Erleben eines Kindergartentages bekommen die Kinder die größtmögliche Förderung nach ihren individuellen Bedürfnissen.

Sollten Sie Fragen oder Interesse an einem Platz haben, können Sie uns gerne täglich
von 7.30 - 8.30 Uhr unter folgender Telefonnummer erreichen: (089) 93 94 63 24

 

Gruppenangebote

An den Nachmittagen stehen vor allem praktisch-handwerkliche Tätigkeiten im Vordergrund. Die pädagogischen Inhalte orientieren sich am Lebensalter der Kinder. Ebenso ist Raum für das soziale Lernen und für Ausflüge gegeben, um den Kindern und Jugendlichen die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen. Je nach Alter und Leistungsvermögen gibt es einige gruppenübergreifende Aktivitäten wie Schwimmen, Volkstanz, Fußballtraining und extern betreutes Klettern.

Kinder und Jugendliche mit schweren körperlichen bzw. geistigen Beeinträchtigungen haben ein- bis zweimal täglich die Gelegenheit, in Kleingruppen auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Angebote zu bekommen, wie z.B. Musik, Kommunikationsförderung, Sinnespflege oder Wahrnehmungsübungen.

Heilpädagogische Einzelförderung

- Lese- und Schreibförderung
- Kommunikationsförderung
- Hauswirtschaft
- Holzwerken
- Handarbeit

 

Die Fachdienste

Unser Unterricht sowie die Gruppenangebote in der Tagesstätte sind darauf gerichtet, heilend auf das Kind zu wirken. Der gesamte Tages- und Wochenrhythmus folgt heilpädagogischen Gesichtspunkten. Manche Kinder brauchen jedoch eine gezielte therapeutische Förderung. Daher bieten wir eine Vielzahl von Fachdiensten an. Gegenwärtig gibt es hierfür folgende Möglichkeiten:

 
Heilpädagogische Sprachanbahnung

Der Spracherwerb verläuft prozessual und strukturiert sich durch Hören und Nachahmung. Die heilpädagogische Sprachgestaltung möchte diese Prozesse gezielt verstärken. Sie arbeitet mit den Lautkräften der Vokale und Konsonanten, den Sprachrhythmen, mit dem Element der Reime und verschiedenen Stilformen. Ein besonderes Anliegen ist es, die Bildhaftigkeit der Sprache in Versen und Gedichten zu erleben. Die Sprachgestaltung ist eine künstlerische - und damit ganzheitliche - Fördermaßnahme. Sie wirkt sich positiv auf den Atem und die Artikulation aus und unterstützt den Erwerb kommunikativer Kompetenzen.

Künstlerisches Gestalten

In der Welt der Farben und Formen kann das Kind die unterschiedlichsten seelischen Stimmungen ausdrücken. Ob beim Malen und Zeichnen oder beim Plastizieren mit verschiedenen Materialien wie Ton, Holz und Stein üben wir, angeregt vom kreativen Prozess, neues Bewegen, Empfinden und Gestalten. Im künstlerischen Tun herrschen Gesetzmäßigkeiten, wie wir sie auch im Menschen selber finden und wahrnehmen können. So kann das künstlerische Arbeiten zum Beispiel festigend oder lösenden, anregend oder harmonisierend auf den gesamten menschlichen Organismus wirken und in sein Umfeld ausstrahlen.

Das künstlerische Gestalten setzt die individuellen schöpferisch-kreativen Potentiale frei und nutzt sie behutsam als Heilungs- und Entwicklungskräfte.

Musiktherapie

Die Musik ist eine Kunst, die uns unmittelbar berührt. Sie bewegt den Menschen – seelisch wie auch körperlich. Musik kann lösend auf Anspannungen wirken oder einen formenden Einfluss auf das Gefühlsleben haben. Das Kind kann sich lebendig fühlen, kann die eigene Wahrnehmung öffnen und neugierig Lauschen. Mit der eigenen Stimme oder auf einem großen Instrumentarium sein schöpferisches Potential entdecken und dies im Spiel mit dem Therapeuten erkunden.

Gemeinsam gespielte und improvisierte Musik birgt wichtige Hinweise auf Gefühle, Ängste und Wünsche. Sie kann vom Therapeuten auf einer non-verbalen Ebene „verstanden" und „beantwortet" werden. Das Kind kann sich verstanden, akzeptiert und im Dialog mit seiner Umwelt fühlen.

Heileurythmie

Die Heileurythmie ist eine anthroposophische Bewegungstherapie, die bei vielfältigen Indikationen angewandt wird. Sie orientiert sich an den Lauten unserer Sprache, die in Bewegung umgesetzt werden. Heileurythmie wirkt stärkend, regulierend und harmonisierend bis in die Funktionen einzelner Organe und Organsysteme. Sie regt die Lebensfunktionen an, fördert die Wahrnehmung des eigenen Körpers, wirkt seelisch ausgleichend und stärkt das Selbstbewusstsein. Deshalb wird sie besonders häufig bei Kindern mit allen Arten von Entwicklungsstörungen wie z.B. Down Syndrom und anderen genetisch bedingten Syndromen, Cerebralparese, Epilepsie, Autismus etc. eingesetzt. Bei AD(H)S wirkt sie konzentrationsfördernd und reguliert die Bewegungsimpulse. Einen wesentlichen Beitrag kann sie auch bei der Sprachanbahnung und –förderung leisten, ebenso wie bei Störungen des Redeflusses (z.B. Stottern).

Koordinationsförderung nach Bothmer

Fritz von Bothmer hat auf Grundlage des anthroposophischen Menschenbildes und inspiriert durch den griechischen Fünfkampf besondere Übungen für die Motorik entwickelt, die helfen können, die Kinder altersentsprechend in ihrer Entwicklung zu stärken und zu fördern.

Die sensomotorische Förderung nach Bothmer mit den Lateralitäten arbeitet dabei mit den heilsamen Kräften des Raumes. Jede Erkrankung, aber auch jede seelische Störung bedeutet ein „Herausgefallen-Sein“ aus einem natürlichen Gleichgewicht. Schwerkraft, Leichtekraft, das Vorne und Hinten, die Dualität von Rechts und Links und ihre weckende Kraft der Kreuzung, aber auch Innen- und Außenraum, all dies sind Kräftefelder in deren Gleichgewicht eine gesunde Entwicklung stattfinden kann. Mit den jeweils altersentsprechenden Übungen, mit vielen Spielen, Balance- und Wahrnehmungsübungen dürfen die Kinder spielerisch und freudig in die noch unvollständig eroberten „Räume“ eintauchen und so ein neues eigenes Gleichgewicht erschaffen. Gleichzeitig werden motorische Fähigkeiten und die eigene Körperkoordination gefördert und ein gesundes Eigenerleben und Selbstbewusstsein gestärkt.

Das Ziel dieses Fachdienstes ist es das Kind in einen größeren Raum sich „hineinrichten, hineinwachsen zu lassen und vorzustoßen in das Reich des Werdenden, wieder Anschluss zu finden an die Gesetzmäßigkeiten der schaffenden Kräfte des Raumes“ (Fritz Graf v. Bothmer).

Physiotherapie

Mit einer reichhaltigen Fülle physiotherapeutischer Ansätze holen wir das Kind bei seinen momentanen Fähigkeiten ab und versuchen diese in Einzeltherapie weiterzuentwickeln. Vorrangig orientieren wir uns dabei an dem Bobath-Konzept. Die Physiotherapie setzt immer direkt am Körper an, mit all seinen Sinnes- und Wahrnehmungsmöglichkeiten. Wir bemühen uns die Therapien in den Schulalltag zu integrieren und so gut wie möglich mit anderen Fachdienstrichtungen zusammen zu arbeiten.

Ein wichtiger Bereich ist auch die Hilfsmittelversorgung, die jeweils ganz individuell erprobt werden muss und bei der immer die Zusammenarbeit mit Eltern, Lehrern, Ärzten und entsprechenden Firmen notwendig ist.

Sensomotorische Stimulation

Die sensomotorische Stimulation wurde von Dr.med. Simeon Pressel einem anthroposophischen Arzt entwickelt. Sie beinhaltet die Grundgriffe des Bindens und Lösens, wobei sie nach Bedarf (bei Erwachsenen und Jugendlichen) auch in die muskuläre Tiefe arbeiten kann, um Verfestigungen und Erstarrungen aufzulösen. Bei der Behandlung von Kindern geht es in erster Linie um die Qualität des Bindens und Lösens als Inkarnationshilfe durch die Stärkung und Harmonisierung der eigenen Lebens- und Bildekräfte. Dabei spielt der Aspekt der Erwärmung und Durchströmung des gesamten Organismus eine wichtige Rolle, besonders bei Kindern mit eingeschränkter Bewegungsfähigkeit.

Fachdienste und Einzelfördermaßnahmen werden von einem Fachgremium unter heilpädagogischen und psychologischen Gesichtspunkten vergeben. Es wird gemeinsam beraten, welche Therapie oder Maßnahme für das jeweilige Kind und seine geistige, seelische oder körperliche Entwicklung hilfreich ist. Die Vergabe von Fachdiensten erfolgt mindestens einmal im Jahr. So wollen wir jedem jungen Menschen den für ihn richtigen Weg für seine individuelle Entwicklung ermöglichen. Vorstellungen und Wünsche der Eltern fließen in die individuelle Förderplanung ein.